Was soll ich studieren? Ist es wichtiger was oder wie Du studierst? Oder soll man heute überhaupt noch studieren?
Was soll ich studieren? Eine Frage, die sich viele Maturanten jährlich stellen. So wie auch ich vor einiger Zeit.
Die Frage ist dabei eine gute bzw. keine leichte. Handelt es sich bei der Auswahl des richtigen Studiums doch um eine grundlegende Entscheidung, welche den zukünftigen Lebensweg nicht unwesentlich beeinflussen wird.
Eines gleich vorweg: Die Vorgehensweise, die ich damals wählte, ist eventuell nicht die empfehlenswerteste. An einem verkaterten Sonntagnachmittag auf der Couch versonnen das doch recht ausführliche Studienverzeichnis der Universität Wien durchzublättern. Um dann kurzentschlossen und aus mentaler sowie körperlicher Überforderung etwas auszuwählen, was einem zumindest halbwegs bekannt vorkommt.
Im Nachhinein betrachtet war meine Entscheidung für ein Biologiestudium zwar nicht die schlechteste. Die wohlüberlegteste war sie aber keinesfalls. Es war dennoch eine schöne Zeit und ich machte viele Erfahrungen, die mir in weiterer Folge sehr nützlich waren und noch sind. Doch der geborene Wissenschaftler bin ich nicht.
So investierte ich nicht wenige Jahre und noch mehr Blut, Schweiß und Tränen in den Abschluss von zwei naturwissenschaftlichen Masterstudiengängen (mit Auszeichnung). Nur um dann nach kurzer Zeit in der Forschung das Handtuch zu werfen, meine Zelte in Österreich abzubrechen und in Südamerika (Argentinien) noch einmal neu anzufangen.
Hätte man auch vorher machen können. Oder aufgrund fehlender Erfahrung(en) eventuell auch nicht.
Etwas mehr Zeit und Gedanken solltest Du also auf jeden Fall in die Auswahl Deines zukünftigen Studiums investieren. Zumindest, falls Du Deinen Lebensweg zielstrebiger und nicht als wirres Knäuel an Entscheidungen und Umentscheidungen gestalten möchtest. Ungefähr in der Art, wie Du es in dem folgenden Bild sehen kannst.
Um Dir bei der Beantwortung der Frage „Was soll ich studieren?“ - und dabei Deine Gedanken etwas zu ordnen - behilflich zu sein, habe ich diesen Beitrag verfasst. Aufbauend auf meinen persönlichen Erfahrungen und damit meiner subjektiven Sichtweise klarerweise – aber vielleicht hilft Dir diese ja, um Deine eigene Sicht der Dinge etwas besser einordnen zu können.
1. Soll man heutzutage überhaupt noch studieren – oder ist das Leben doch die beste Schule?
Einen Trend, welchen ich in den letzten Jahren verstärkt beobachte ist, dass sehr viele junge Menschen und Schulabgänger anstatt des „klassischen“ Bildungsweges einer Universität oder Fachhochschule den Weg des Gründers einschlagen.
Klar – noch nie war es so leicht ein Unternehmen (online) aus dem Boden zu stampfen und in Rekordzeit in die Höhe zu ziehen. Oder auch gegen die Wand zu fahren.
Und angefeuert durch Tausendschaften von supererfolgreichen Solopreneuren, Influencern und YouTube-Stars wählen immer mehr Jugendliche den Weg des schnellen Geldes und Ruhmes.
Scheint es doch bei weitem angenehmer mit den Fotos des letzten Urlaubstrips oder der letzten Party Cryptocoins zu scheffeln als in staubigen Hörsälen und Bibliotheken einer unsicheren Zukunft als arbeitsloser Akademiker entgegenzusehen.
Zwei Dinge möchte ich hier aber zu bedenken geben:
- Im Internet ist es sehr einfach eine glänzende Oberfläche zu erschaffen. Ob unter diesem Glanz auch wirklich Erfolg steckt, ist dann eine andere Frage. Als kleiner Hinweis – Lediglich 1% der deutschsprachigen Blogger verdienen mehr als 5000 Euro pro Monat und damit (nach Steuern und Abgaben) halbwegs gut.
- Der allgemeine gesellschaftliche Trend immer jüngere Menschen in immer verantwortungsvollere Positionen zu hieven, ist zumindest meiner Meinung nach nicht ungefährlich. Sowohl für die Entwicklung dieser Menschen als auch für die Entwicklung der Gesellschaft. Ganz egal, ob es sich dabei um minderjährige Popstars, gerade nicht mehr minderjährige Fußballstars oder den ehemaligen Bundeskanzler der Republik Österreich handelt. Seines Zeichens ein großer Fan von Smartphones.
Ein Mensch mit Anfang 20 kann weder die Erfahrung noch die charakterliche Reife besitzen, die notwendig ist, um eine verantwortungsvolle Führungsposition ebenso verantwortungsvoll auszufüllen. Das ist aber nicht weiter schlimm, sondern ganz natürlich.
Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung nur sagen, dass ich die wichtigsten Lehren in meinem Leben von älteren Führungspersonen gelernt habe. Und nicht aus einem YouTube-Manual.
Von dem her kann ich jedem an dieser Stelle nur den Rat geben, der sich die Frage stellt „Studium oder direkt Online-Karriere“, sich zuerst einmal für ein Studium zu entscheiden. So reaktionär das jetzt klingen mag.
Und nicht aus dem Gedanken meiner Elterngeneration heraus, dass nur der Hr. Dr. und die Fr. Mag wer sind. Nein, rein aus dem einfachen Grund, dass die Studienzeit eine wichtige ist. Solange man sie richtig nutzt – doch dazu später.
Denn für wen das Schicksal eben diese Online-Karriere vorgezeichnet hat, der stellt sich diese Gretchenfrage erst gar nicht. Weil er nämlich auf die eine oder andere Art und Weise schon auf seinem vorgezeichneten Weg unterwegs ist.
2. Was soll ich studieren? Wie aus der Fülle an Studienangeboten, das für Dich passende auswählen?
Da wir jetzt also studieren wollen, gilt es im nächsten Schritt die allesentscheidende Frage „Was studieren“ zu klären.
Nachdem Du Dir diese Frage stellst – Dir also unsicher bist – sollte die Entscheidung eventuell nicht auf ein Studium fallen, welches einiges an Hingabe erfordert. Streiche also Fächer wie Medizin, Jus oder auch Naturwissenschaften von Deiner Liste. Bei diesen reißt man in der Regel mit „Ich probier einmal“ nicht viel.
Bildunterschrift: Überlege Dir bei der Auswahl Deines Studiums, wo Deine Talente liegen und wie Du Dir diese beim Studieren zunutze machen kannst. Und wähle Dein zukünftiges Studienfach nicht nach Ratschlägen Anderer oder „Was wäre gut, wenn..“ aus.
Überlege Dir nun, wo Deine Talente liegen! Was kannst du wirklich gut? Was macht Dir Spaß? Was fällt Dir leicht? Ist es Musik – spielst du vielleicht ein Instrument? Lernst Du gerne und schnell Sprachen? Interessierst Du Dich für Computer – auch abseits von FIF (Fortnite, Instagram und Facebook)? Bist du ein Bastler, Schrauber und Dich fasziniert alles, was mit Technik zu tun hat? Bist Du ein Verkaufstalent, ein Vermittler, ein guter Gruppenleiter (Projektmanager)?
Egal, wo Deine Talente liegen. Informiere Dich, ob es in Deiner Nähe – oder auch in der Ferne – eine Universität oder Fachhochschule gibt, die einen passenden Studiengang anbietet. Dieser wird Dir danach (hoffentlich) so leichtfallen, dass er nicht Dein ganzes Leben in Anspruch nimmt. Und Dir so Zeit lassen, Dich nebenher anderen Projekten zu widmen.
Und damit meine ich jetzt nicht Deinen Ork-Schamanen bei World of Warcraft auf Level 120 zu pushen. Oder alle Studentenparties des Jahres als Erster zu betreten und als Letzter zu verlassen. Ich meine damit Projekte, Weiterbildung und Netzwerken, welches Dir in Zukunft in Deinem Leben (und Beruf) von Vorteil sein werden.
Denn meiner Meinung ist es heutzutage nicht nur wichtig, dass man studiert. Sondern vor allem auch, wie man studiert. Was uns zum nächsten Punkt führt..
Anmerkung: Falls Du Deine Talente noch nicht entdeckt haben solltest, dann entscheide Dich für ein eher allgemeines Studium. Zum Beispiel ein Wirtschaftsstudium, in welchem Du Einblick in verschiedene generelle Themen wie Grundlagen von Märkten und Marketing, Sprachen, Buchhaltung usw. erhältst. Für spätere eigene Unternehmungen sicherlich keine nachteiligen Fähigkeiten.
3. Ist es wichtiger, ob man studiert – oder was man studiert?
Wie bereits erwähnt, finde ich es mehr als wichtig, als junger Mensch die Erfahrung eines Studiums zu machen. Und wie ebenfalls bereits erwähnt, nicht unbedingt nur damit ein Titel die Unterschrift ziert. Oder auch die Türklingel (etwas, was eher peinlich ist – finde ich zumindest).
Genauso wenig, wegen des erworbenen Wissens. Denn ja – das, was Du in Vorlesungen und auf Seminaren zu hören bekommst, kannst Du Dir auch leicht aus Büchern saugen. In vielen Fällen sogar aus dem allwissenden Internet.
Aber dazu soll meiner Meinung nach die Studienzeit auch nicht vorrangig dienen. Während dieser Zeit solltest Du Deine Persönlichkeit entwickeln und Fähigkeiten sowie Kenntnisse erwerben, welche Dir in Deinem späteren Leben von Nutzen sein werden. Zu diesen zählt (in Nachtschichten) auswendig gebüffeltes Wissen ganz sicher nicht.
Hierzu zähle ich eher, dass Du schon während des Studiums aktiv an Projekten, Veranstaltungen und Unternehmungen teilnimmst, welche Deiner späteren Profession entsprechen. Bzw. die in diesem Bereich beheimatet sind.
Bildunterschrift: Träume erfüllen sich nicht von selbst durch lautes Wünschen. Du musst hart an Ihrer Erfüllung arbeiten.
Absolviere verschiedenste Praktika, nimm an Austauschprogrammen teil, arbeite freiwillig an Projekten im In- und Ausland mit, gründe zusammen mit Mitstudenten Deine erstes Start-Up. Mach alles, was Dir im späteren Verlauf Deines (Berufs)lebens von Nutzen sein wird.
Und ja, ich weiß jetzt kommt das Totschlagargument „Woher die Zeit für das alles nehmen?“. Muss man als Student doch nicht nur an Lehrveranstaltungen teilnehmen und Prüfungen ablegen, sondern oft auch noch nebenher arbeiten. Ist das Studentenleben doch schon lange kein günstiges mehr.
Klar – hat seine Berechtigung alles.
Doch erstens habe ich genau aus diesem Grund schon vorgeschlagen ein Studium zu wählen, welches Dich nicht allzu sehr beansprucht. Und in welchem zusätzlich der Noten- und Leistungsdruck nicht im Vordergrund steht. Denn wie bereits gesagt – würde Dein Ziel eine Mediziner- oder Wissenschaftlerlaufbahn, und damit in weiterer Folge Dein Beruf Deine Berufung, sein - wahrscheinlich würdest Du Dich nicht mit der Frage „Was soll ich studieren“ quälen.
Und zweitens hilft es nicht unerheblich die notwendige Arbeitszeit zu beschränken, indem Du ausgabenseitig die Augen offen (und die Geldtasche geschlossen) hältst. Vielleicht muss man als Student ja gar nicht 4 Mal im Jahr verreisen - falls es sich nicht um Studienreisen handeln sollte. Genauso spart es Geld nicht täglich auswärts zu essen und lieber mal zuhause zu kochen. Oder am Wochenende nicht alle 4 Tage (von Donnerstag bis Sonntag) auszugehen.
Weniger, und vor allem auch bewussterer, Konsum schon während der Studentenzeit befreit nicht nur von der Notwendigkeit nebenher besonders viel arbeiten zu müssen. Er hilft genauso, schon früh ein Gefühl dafür zu entwickeln, was für einen selbst und das eigene Leben wirklich wichtig ist. Und weniger finanzielle Verpflichtungen in Form von Kreditkarte, Dispo- und Studentenkredit haben einen nicht unerheblichen Effekt auf die Lebensqualität.
Echte Freiheit ist nämlich nicht die Freiheit zu konsumieren, sondern die Freiheit auch einmal nichts tun zu können. Einmal nicht arbeiten zu müssen, weil man keine Schulden, sondern Erspartes hat. Und diese freigewordene Zeit kannst Du dann für Dich, Deine Projekte und Deine Weiterentwicklung nutzen.
4. Fazit – Was soll ich studieren? Oder soll ich überhaupt studieren?
Ja, Du solltest studieren. Du solltest lernen. Nicht nur, aber auch von Professoren und Dozenten – in der Regel nicht die schlechtesten Zeitgenossen übrigens. Du solltest die Erfahrung machen Student sein zu können und noch nicht erwachsen sein zu müssen.
Du solltest aber auch richtig studieren. Nicht nur tausende Seiten auswendig gelerntes „Wissen“ in Dich hineinstopfen, um es danach auf einen Prüfungsbogen hochzuwürgen, und in Rekordzeit Deinen „Bachelor of Irgendetwas“ abzustrampeln.
Nutze Deine Studentenjahre vor allem zur persönlichen Weiterentwicklung und zur Vorbereitung auf DEIN späteres Leben. Diesen Rat kann ich Dir aus meiner Sicht nur geben. Denn dann hast Du Deine Studienzeit richtig genutzt.
Anmerkung: Ich habe es leider nicht so gemacht und es hat mich deshalb noch ein paar Extrajahre gekostet, meinen Weg und Platz zu finden. Aber ich habe es bei ein paar meiner besten Freunde und Studienkollegen gesehen. Diese habe ich immer beneidet und tue es heute noch. Gratulation Euch zu Euren Lebensentscheidungen – Ihr wisst, wen ich meine.
Über den Autor Jeremy-James Peter: Geboren 1980 in Vorarlberg. Später Master in Pflanzenmolekularbiologie und Diplomingenieur in Pflanzenzüchtung in Wien. Während des Studiums reiste er viel und hatte erste eigene, kleine Unternehmungen. Nach dem Studium zuerst an der BOKU und dann kurz am AIT in der Forschung tätig. Mit 34 nach Südamerika (Argentinien) „ausgewandert“. Momentan widmet er sich diversen Online-Projekten wie einer Webseite zum Spanisch lernen und der Mitarbeit in einer SEO-Agentur, während er am Aufbau eigener Projekte vor Ort in Argentinien arbeitet.
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