Auch wenn die romantische Vorstellung vorherrscht, dass es sich beim Studieren vor allem um eine 3- bis 5jährige Party voller Freizeit und Bier handelt, sieht die Realität oft ganz anders aus. Stattdessen stehen in Prüfungsphasen stundenlanges Büffeln und Arbeiten schreiben auf dem Tagesplan. Um dabei nicht in Selbstmitleid zu versinken und sich in einem immerwährenden Strudel aus Prüfungsstress und akademischem Perfektionismus zu verlieren, halte ich es für wichtig, sich das richtige Umfeld für seine Arbeiten zu schaffen.
Die drei B's – Bibliothek, Buffet, Bett – sind oft die einzigen Orte, die Studierende im Monat Juni zu Gesicht bekommen. Mal abgesehen davon, dass man so definitiv keine gesunde Hautfarbe für den Sommer bekommt, schadet ein so gestalteter Alltag vor Allem der allgemeinen Lebensqualität. Mit diesem Verhalten geht man außerdem das Risiko ein, sich das eigene Studium zu vermiesen. Fragt Pawlows Hunde; wenn man zwei Dinge - in diesem Fall das Studium und wochenlanges, gestresstes Lernen - zu lange miteinander in Verbindung bringt, kann man sie irgendwann nicht mehr trennen. Der Stress steht dann auf einmal für das Studium an sich und dann bekommt man das Gefühl, das eigene Fach hätte einen im Stich gelassen und man will sich am liebsten gar nicht mehr damit auseinandersetzen. (Trust me, I study Psychology and I know things)
Wie aber kann man diesem Teufelskreis entgegenwirken? Schließlich hat man keine andere Möglichkeit, als für Prüfungen zu lernen, wenn man im Studium seiner Wahl vorankommen will. Der Schlüssel ist, nicht am Lernen an sich, sondern am Kontext, in dem sich der Lernprozess abspielt, anzusetzen. Wenn ich ein Jahr zurückdenke, traue ich mich darauf zu wetten, dass ich genau in diesem Moment im Lesesaal an der Uni Wien gesessen bin und mein Buch über Kognitions- und Emotionspsychologie gewälzt habe. Und der Plan für morgen war der Gleiche, und der Plan für übermorgen genauso. Das Endresultat? Eine gute Note und eine kaputte, ausgebrannte Seele. Das kann und darf nicht zur Norm unter Studierenden werden.
Zum Glück habe ich aus dieser Zeit (die in meinem Freundeskreis als KogEmo Zeit bekannt ist und von der nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird) sehr viel gelernt. Zum Beispiel, dass ich selbst immer wichtiger bin als meine nächste Prüfung. Und dass Lernen auch (so gut es geht) Spaß machen sollte, schließlich ist Psychologie das Fach, für das ich brenne und sollte nicht zu dem werden, was mich verbrennt. In den letzten Monaten habe ich also meine neue Routine entdeckt – ja, ich lerne immer noch hin und wieder in Bibliotheken, aber ich hole mir auch meine Portion Sommersonne. Ich zieh mich nicht mehr jeden Tag in einen Raum voller künstlichem Licht und mit Cortisol zu-gepumpter Studierender zurück, sondern gehe in Cafés oder bleibe auch einfach mal daheim. Und mir geht es eine Million mal besser mit dem Studium – nicht, weil meine Noten vorher nicht gepasst hätten, sondern weil es jetzt nicht mehr nur um meine Noten geht.
Ein wunderbarer Ort zum Lernen ist zum Beispiel das Café Fürth im 7. Bezirk, in dem man mehr das Gefühl hat, in seinem eigenen Wohnzimmer zu sitzen, als an einem öffentlichen Ort. Große Fenster erlauben einen moderaten Konsum an Vitamin D, der Inhaber einen etwas weniger moderaten Konsum von exzellentem Kaffee. Ich kann dieses Lokal jedem nur wärmstens ans Herz legen, der gerne an einem etwas lebendigeren Ort lernt, aber gleichzeitig von zu viel Trubel eher abgelenkt werden würde. Letztendlich muss aber natürlich jeder selbst den richtigen Platz für sich und seine Lernerei finden. Das kann auch zuhause sein oder im Park, für ein paar Theologie Studenten möge es sogar das Innere einer Kirche sein (was bei der momentanen Hitzewelle nicht einmal so unattraktiv wäre).
Der Punkt ist: Die Prüfungszeit wird immer eine Herausforderung für die Nerven sein und das ist auch völlig in Ordnung. Dennoch ist es wichtig, auch in dieser Zeit auf sich zu achten und dem Unistress nicht die Oberhand zu überlassen. Wer möchte schon nach 5 Jahren die Uni zwar mit exzellenten Noten, aber akuter Burnout-Gefährdung verlassen? Ich kann euch allen nur ans Herz legen, auf euch selbst zur achten, glücklich schreibt man nämlich auch bessere Prüfungen.
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