Es ist Sommer. Als du durch die Straßen Wiens schlenderst, kommt dieses bestimmte Gefühl in dir auf: Eis. „Eine Tüte mit Stracciatella und Nocciolone“.
„Wo war die Stracciatella nochmal“, frage ich mich, während ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, dass, obwohl ich schon seit 2 Wochen hier arbeite, noch immer nicht zu 100% die Position der Eissorten kenne. Als ich von den Eisvariationen aufschaue, wird mir klar, dass sich die Schlange hinter dir seit dem letzten Mal hinschauen fast verdoppelt hat: „Ich war schonwieder zu lange in Gedanken vertieft, komm schon, Mann, konzentriere dich“. Kollegen rempeln mich auf engem Raum an, ständig düsen sie mit neuen Bestellungen an mir vorbei. Ich passe auf, dass dein Eis nicht runterfällt und gebe es dir: „Bitte sehr, Ihr Eis“. Du gibst mir einen 10-Euro-Schein. Erst blicke ich dich an, dann den Schein und das Wechselgeld in Münzenform vor mir unterhalb der Theke, dann die riesige Menschenmenge hinter dir. Ich will mich nicht ablenken lassen, das Geld richtig rausgeben. „Hier das Wechselgeld, schönen Tag!“ Mein Lächeln ist unsicher, denn von hinten brüllt mir meine Chefin auf Italienisch zu, dass ich wieder einmal zu viel Eis auf die Tüte gegeben habe. „Verdammt!“ Zeitgleich fragt mich ein Klient auf Englisch nach einem Eis, „ Sì, sì“ antworte ich intuitiv, noch bevor ich bemerke, dass ich auf Englisch hätte antworten sollen. Innerhalb von 10 Sekunden schalte ich zwischen Deutsch, Englisch und Italienisch um. Ich fühle mich verwirrt, konzentriere mich aber schnell wieder: „Of course!“, antworte ich ihm. Plötzlich fühle ich an meinem rechten Schuh, wie etwas dagegen stößt: Es ist der Eismacher, ein etwas älterer Herr aus Norditalien, der eine kleine Tür unterhalb der Theke öffnet: „Schokolade ist fast aus, ich habe dir hundert Mal gesagt, wenn du siehst, dass eine Sorte knapp wird, nimm eine neue Wanne von hier unten, und stelle die alte nach dort hinten“. Ich entschuldige mich und wende mich wieder dem Kunden zu.
Der Kunde ist König
Wer sagt, dass der Kunde König sei, hat recht: Ab dem Augenblick, ab dem man beginnt, mit einem Klienten zu interagieren, ist er und seine Wünsche das Einzige, worauf man sich konzentrieren muss. Der Kollege neben dir kann noch so einen lustigen Witz liefern. Das Mädchen, dass dich anschaut kann noch so verführerisch sein, der Fokus muss beim Kunden bleiben. Anderenfalls könntest du deinen Kollegen, die zu Tisch beim Mittagessen mit dem Chef sitzen, etwas zum Erzählen geben und deinem Boss so einen Grund geben, dich zu feuern. Besonders in einem sehr lebendigen Arbeitsumfeld ist dies wichtig zu beachten.
Do's & Don'ts
Sich bei Kollegen also beliebt, durch eine vorbildliche, konzentrierte Herangehensweise zu machen, ist sicher nicht schlecht. Das Gegenteil kannst du hierdurch erreichen: Halte den Betrieb auf, indem du nicht die fundamentalsten Fähigkeiten beherrschst, wie etwa das Eis so einzupacken, so dass es nicht aus der Box rinnt oder auf dem Nachhauseweg schmilzt. Sei besonders langsam, steh im Weg und nimm keine Verantwortung für fehlende Utensilien wie Plastiklöffel, Becher oder Tüten. Solltest du das Verlangen verspüren angeschrien zu werden, verlasse deinen Arbeitsplatz ohne Bescheid zu geben. Der Kollege wird seine Wut aufbauen, während er alleine die halbe Straße bedient, um sie danach an dir auszulassen. Wenn man aber nicht daran interessiert ist, dann möge man anders vorgehen: man übernehme Verantwortung für seinen Arbeitsplatz, halte ihn sauber, schaue, dass man alle alle Utensilien immer zur Hand hat, die man zum Arbeiten braucht. Als keine Kunden anwesend waren, fragte ich hier und da meine Kameraden, wie ich mich verbessern konnte und sie halfen mir. Beispiel: Was mache ich, wenn ein Klient merkt, dass er kein Geld dabei hat und das schon gemachte Eis doch nicht nehmen möchte? Sich allgemein zu interessieren hinterlässt immer einen guten Eindruck.
Bist du bereit?
Viele meinen, dass es leicht sei, im Eisgeschäft zu arbeiten. Kommt drauf an. Es erfordert ein hohes Maß an Konzentration und Durchhaltevermögen, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so scheinen mag. Du bedienst, besonders im Sommer, bei Vollbetrieb, täglich mindestens 100 Kunden. Du wirst bemerken, wie sehr Multitasking gefragt ist. Rechne außerdem mit Fehlern. Leute werden dir zuschauen, wie du sie machst. So mancher könnte sowas gar nicht aushalten. Mir hat es geholfen, mich weniger darum zu kümmern, was andere denken. Beim Verkauf ist man ständig mit anderen konfrontiert, wenn du Angst hast, mit Menschen zu interagieren und das verändern möchtest, ist dies sicher der richtige Job für dich.
Wenn du also Geld verdienen möchtest und gleichzeitig in eine neue Welt eintauchen möchtest, eine andere Kultur besser kennenlernen möchtest, dann bist du hier sicher richtig. Viel Spaß beim Ausprobieren!
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