Auslandssemester – alle Studierenden haben schon einmal mit dem Gedanken gespielt. Manche verwerfen ihn gleich wieder, andere schieben ihn immer wieder auf und immer mehr von ihnen wagen es tatsächlich: die Reise ins Ungewisse. Die Faszination für andere Kulturen, neue Orte und die Erkundung des Fremden werden in unserer globalisierten Welt immer präsenter und wichtiger. Aber warum sollte man sich eigentlich aus dem Komfort des eigenen Zimmers begeben und das Risiko eingehen, sein Herz an ein neues Land und seine Menschen zu verlieren?
Für mich war bereits nach der Matura klar: es ist Zeit für etwas Neues! Also packte ich meine sieben Sachen zusammen, gab meinen Eltern ein Bussi, stieg in den Flieger und ging für 6 Monate nach Derby, der wohl am meisten heruntergekommen Stadt Englands. Was ich von meiner Zeit im Ausland mitgenommen habe? Alles. So viel von dem Menschen, der ich heute bin, bin ich in Derby geworden und so viele Interessen, die ich noch heute verfolge, habe ich in den Midlands für mich entdeckt. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, England würde mein Herz besitzen. Und ich kann euch allen reinen Gewissens raten: Geht ins Ausland, wenn ihr die Chance habt.
Ob der Städtetrip am Wochenende, eine mehrwöchige Rucksacktour, oder der langfristige Aufenthalt: Reisen schult die Seele. Einer der schönsten Momente im Leben ist für mich, aus dem Bus, Flugzeug oder dem Zug zu steigen, die Augen zu öffnen und einen völlig fremden Ort zu sehen. Egal wie desorientiert und verwirrt ich für Einheimische in eben diesem Moment auch wirken mag – ich liebe ihn. Die Ankunft im Fremden ist wie eine weiße Tafel, ein frisch beschneites Feld – alles ist unberührt, ihr selbst entscheidet, welche Spuren ihr dort hinterlassen wollt und vor allem, welche Spuren die neuen Eindrücke in eurem eigenen Herzen hinterlassen werden. Das Schräge daran ist, dass die Entwurzelung in diesem Moment nichts ausmacht – man braucht keine Wurzeln an einer Stelle, an der man noch gar nicht angefangen hat zu wachsen. Also schlägt man neue Wurzeln an diesem neuen Ort und wächst zu einem anderen Menschen. Und bei Gott ich bin gewachsen wie Unkraut!
Das immer wiederkehrende Argument für eine zeitweise Verlegung des Lebensmittelpunkts ist natürlich die Selbstständigkeit, die man dort erlangt. Und das ist keine Übertreibung – man ist völlig auf sich allein gestellt, auf was soll man also sonst zurückgreifen, als auf das eigene Bauchgefühl? Und somit komm ich zu einem wichtigen Stichwort: Das Bauchgefühl. An einem fremden Ort zu sein bedeutet nun einmal auch, dass man nicht auf dortige Erfahrungen und Wissen zurückgreifen kann und somit bleibt einem nichts anderes übrig, als auf seine Intuition zu hören. Und das ist das wunderbarste daran! Einfach mal nicht nachdenken und überlegen, Wissen abrufen und Fakten ausbuddeln – einfach in sich hineinfühlen und spüren, was gerade richtig ist. Wenn man niemanden kennt, muss man eben den fremden Mann am Bahnhof in katastrophalem Spanisch fragen, ob das auch der richtige Zug ist. Ins Ausland zu gehen und das Reisen an sich haben mir gelernt, wieder zu kommunizieren – richtig zu kommunizieren; ohne WhatsApp und ohne Snapchat. All diese Dinge geben einem Selbstvertrauen, im wahrsten Sinne des Wortes: man lernt, sich auf das eigene Bauchgefühl, auf sich selbst zu verlassen – Vertrauen in sich selbst zu setzen und zu erkennen, was im jeweiligen Moment das Richtige ist.
Ins Ausland zu gehen bietet auch die wunderbare Möglichkeit, durch die Beschäftigung mit anderen Menschen dazuzulernen. So wunderbar es daheim auch sein mag und so wohl man sich fühlt, wenn man unter vertrauten Menschen ist – letztendlich umgibt man sich mit dem, was einem selbst ähnlich ist. Und jetzt stellt euch einmal vor, wie sehr man dann am Neuen, am Anderen wächst! Die Menschen eines jeden Landes denken etwas anders, leben etwas anders, fühlen etwas anders und verhalten sich etwas anders. Das Bier in England wird vielleicht nicht mit so viel Schaum serviert wie das in Österreich, aber verdammt, es ist so gut! Für mich war es eine wahnsinnige Bereicherung, diese Dinge kennenzulernen und mir gewisse Aspekte auch selbst zu eigen zu machen und für mich zu entdecken.
All das und noch so viel mehr spricht dafür, über den Tellerrand zu blicken, den inneren Schweinehund zu überwinden und zu reisen – oder vielleicht sogar den Sprung zu wagen, für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Ihr werdet geerdet zurückkommen, mit einer neuen Perspektive auf das Land, das ihr besucht habt, wie auch auf eure eigene Heimat. Spoiler Alert: Es wird toll! (Für eventuelle gebrochene Herzen und Fernweh übernehme ich keine Haftung)
Teile diesen Artikel
Beliebte Beiträge
Registriere dich jetzt!
Möchtest du immer über neue Jobs informiert werden und willst du dich innerhalb von 1 Minute bewerben können? Dann registriere dich jetzt.
Registrieren