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New Year, new me. Sobald der Zeiger am 31. Dezember von 23:59 auf 00:00 überschlägt, fallen sich Kilometer-weit Studierende um den Hals – denn sie alle wissen: Jetzt bin ich ein neuer Mensch, jetzt bekomm ich alles auf die Reihe, am Ende des Jahres hab ich einen top Notenschnitt. Und wie kommt es dann im Laufe der Monate wirklich? „Klar, ich wollte eigentlich gesünder leben, aber Kuchen ist einfach sooo gut“, „Ach ich lerne morgen, heute ist das David Hasselhoff Konzert“. Was aus unseren Vorsätzen am Ende des Jahres dann tatsächlich geworden ist, fühlt sich oft unbefriedigend an.

gute vorsätze

Warum eigentlich Vorsätze? Wenngleich es wichtig ist, Ziele zu haben und man sich selbst durchaus kritisch durchleuchten kann und sollte, sind Vorsätze letztlich nicht immer zielführend. Da schlägt sich doch stark das selbstoptimierende Denken durch, das uns alle so stark prägt. Man findet sogar reihenweise Youtube Videos zu dem Thema: „How to keep your NY Resolutions“ und „Ich sag euch meine Vorsätze für 2019“ bekommen Klicks ohne Ende. Woher kommt dieses starke Bedürfnis danach, ein besserer, klügerer, produktiverer Mensch zu sein?

Ich verrate euch ein Geheimnis: Auch ich schreibe jedes Jahr wieder auf’s Neue Vorsätze in mein Notizbuch! Aber lasst mich noch etwas sagen, bevor ihr mich als scheinheiligen Hypocrite abgehakt: Ich gebe mir grundsätzlich keine Ziele vor, die sich zu konkret auf Leistungen beziehen. Denn was könnte einen mehr unter Druck setzen als der explizite Vorsatz, eine bestimmte Note auf eine Prüfung, oder eine bestimmte Anzahl an Prüfungen zu schreiben? Zahlen sind ein wunderbares Mittel um eine große Vielfalt an Dingen zu repräsentieren, aber sie reichen bei weitem nicht, um die menschliche Komplexität darzustellen. Wie man die Prüfungsphase im gefürchteten Monat Jänner übersteht, hängt von so vielen Faktoren ab: Zeit, die man über Weihnachten mit der Familie, statt der Uni verbracht hat; Momente der Entspannung, die man sich in dieser hektischen Zeit für sich selbst nimmt und die Nachbeben des Food-Komas, in das wir uns vermutlich alle gegessen haben, schränken die Lernfähigkeit ein. Und das ist auch gut so, dafür sind Ferien da.

Wenn man aber das Gefühl hat, dass mit dem 1. Jänner alles anders sein wird, man ein neuer Mensch ist und sofort alle Pläne in die Tat umsetzt, folgt die Enttäuschung auf dem Fuß. Man kann nicht von einem Tag auf den anderen eine andere Person sein (schon gar nicht, wenn man sich erstmal vom Silvester-Kater erholen muss). Und Entspannung oder Erholung schreibt sowieso niemand auf seine Liste an Vorsätzen. Aber warum eigentlich nicht? Ist es nicht genauso wichtig, auf sich selbst und das eigene Wohlbefinden zu achten, wie sich universitär oder beruflich zu verbessern? Kann man sich überhaupt in diesen anderen Bereichen verbessern, wenn man nicht auch hin und wieder zurückschaltet und einfach nichts tut? Ich wage zu behaupten, dass die Antwort darauf ein klares Nein ist. Menschen sind kein Perpetuum Mobile – wir erwarten schließlich auch nicht von unseren Handys, dass sie nach stundenlangem Streamen von Katzenvideos noch genug Akku für ein zweistündiges Telefonat haben. Wir selbst aber wollen eine aufregende Weihnachtszeit, viel Unternehmungen mit Freunden und Familie, 100% Entspannung und gleichzeitig optimale Vorbereitung auf die Uni. Warum müssen wir denn immer funktionieren, immer perfekt, immer besser sein? Wie wäre es, wenn wir uns zum Beispiel dieses Jahr vornehmen würden, die guten und schönen Aspekte, die bereits zu uns allen gehören, zu bewahren und zu zelebrieren, um auf diese Weise mit mehr Selbstvertrauen und Zuversicht die Dinge in Angriff zu nehmen, die noch nicht optimal laufen?

Ich will nicht sagen, dass Vorsätze etwas Schlechtes sind, im Gegenteil. Aber vielleicht könnten sie manchmal weniger leistungsorientiert sein und stattdessen die eigene Persönlichkeit und ihre Möglichkeiten in den Vordergrund rücken. Darum komme ich zu folgendem Appell: Nehmt euch dieses Jahr vor, dass ihr auch mal zuerst kommen dürft. Macht euch bewusst, dass eure Gesundheit und das, was euch alle besonders macht, nicht auf einer Skala von 1-5 abgebildet werden kann und ihr deshalb immer noch gut seid, wenn es eure Leistungen nicht sein sollten. Das wünsche ich mir für 2019.

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